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Optionen für Patient*innen mit Adipositas und kardiovaskulären Risiken

Führende Ärztevereinigungen rufen Hausärzt*innen dazu auf, proaktiv kardiovaskulären Erkrankungen vorzubeugen, um die Anzahl frühzeitiger Todesfälle aufgrund von Herzinfarkt und Schlaganfällen zu reduzieren.1–3 Maßgebliche internationale Leitlinien betonen mittlerweile die Rolle von Adipositas bei kardiovaskulären Erkrankungen und plädieren für einen gesunden Lebensstil mithilfe von gesunder Ernährung, ausreichend Bewegung, Gewichtsabnahme, Verzicht auf Tabakgenuss und der Behandlung von Dyslipidämie, Bluthochdruck und/oder Diabetes.1–3 Allgemeinmediziner*innen sollten ihren Patient*innen diese Ziele nahelegen und ihnen bei Bedarf angemessene, evidenzbasierte Medikamente verschreiben.3,4

Die Rolle von Adipositas in den Leitlinien zur Behandlung von kardiovaskulären Erkrankungen

Leitlinien empfehlen eine Gewichtsabnahme für Patient*innen mit kardiovaskulären Erkrankungen und Adipositas 1,2

Aktuelle Stellungnahmen von führenden Kardiologenverbänden sowohl in Europa als auch in den USA betonen die Notwendigkeit, Adipositas und Gewichtsregulierung einen höheren Stellenwert innerhalb der Behandlungsstrategie von Patient*innen mit vorhandenen kardiovaskulären Erkrankungen zu geben.1,2

In Stellungnahmen aus dem Jahr 2021 haben sowohl die European Society of Cardiology (ESC) als auch die American Heart Association (AHA) dazu aufgerufen, die Behandlung von Patient*innen mit Adipositas und kardiovaskulären Erkrankungen zu verbessern. All diese Patient*innen sollten hinsichtlich Ernährung, körperlicher Aktivität und anderen gewichtsregulierenden Maßnahmen, einschließlich Medikamenten zur Gewichtsabnahme, beraten werden.1,2

In der neuesten Stellungnahme und der ersten Aktualisierung seit 15 Jahren zum Thema Adipositas und kardiovaskulären Erkrankungen kommt die American Heart Association (AHA) zu dem Schluss, dass die Behandlungs- und Therapieansätze von Patient*innen mit Adipositas und kardiovaskulären Erkrankungen überarbeitet und verbessert werden müssen.1 Die Stellungnahme bestätigt die Tatsache, dass Adipositas eine komplexe, multifaktorielle, chronische Erkrankung ist und dass eine 10%ige oder größere Gewichtsabnahme eine signifikante Verringerung der kardiovaskulären Ereignisse mit sich bringt.1

Die AHA hat vor kurzem die eigenen Kriterien zur Beurteilung kardiovaskulärer Gesundheit von den bekannten Ansätzen „Life’s Simple 7“ hin zu den „Life’s Essential 8“ aktualisiert. Adipositas wird nun als Risikofaktor für kardiovaskuläre Erkrankungen eingestuft und so mit Kriterien, wie erhöhtem LDL-Cholesterinspiegel, Blutdruck und Blutzucker gleichgestellt.8

Adipositas ist genauso ein Risikofaktor für kardiovaskuläre Erkrankungen wie ein erhöhter Cholesterinspiegel, Blutdruck und Blutzucker 5

Die European Society of Cardiology hat auch die mangelnde Priorisierung des Themas Gewichtsabnahme bei kardiovaskulären Erkrankungen kritisiert.  In einer im Jahr 2021 veröffentlichten Stellungnahme hat die ESC dazu aufgefordert, dass Herz-Patient*innen mehr Hilfestellung bei der Gewichtsabnahme erhalten sollen.6 Hierzu wurde aus den Studien EUROASPIRE IV (2012 bis 2013) und EUROASPIRE V (2016 bis 2017) zitiert. Die Studien umfassten gepoolte Daten zu 10.000 Patient*innen mit kardiovaskulären Erkrankungen und wurden in 29 europäischen Ländern durchgeführt. Weniger als 20 % der Patient*innen hatten einen gesunden BMI zum Zeitpunkt des kardiovaskulären Ereignisses und mehr als ein Drittel der Patient*innen mit Adipositas sagten, dass sie keine Beratung hinsichtlich körperlicher Bewegung oder Ernährung erhalten hätten. Fast jeder fünfte gab an, dass ihnen nicht mitgeteilt wurde, dass sie übergewichtig seien.6 Die gepoolten Daten ergaben, dass 86 % der Patient*innen mit Adipositas im Anschluss an das kardiovaskuläre Ereignis kein Gewicht abnahmen und dass 14 % der Patient*innen, die zum Zeitpunkt des kardiovaskulären Ereignisses übergewichtig waren, bis zu ihrem Nachsorgetermin (16 Monate später) an Adipositas litten.7 Die Autor*innen der Studie kamen zu dem Schluss, dass Adipositas bei diesen Patient*innen „nicht als ernstzunehmendes medizinisches Problem, das Aufmerksamkeit erfordert“ angesehen wurde.6

Das Potenzial einer Adipositasbehandlung für die Sekundärprävention von kardiovaskulären Ereignissen bei Patient*innen, die bereits mit koronarer Herzerkrankung diagnostiziert wurden, wurde in dieser Studie hervorgehoben.7 Die Autor*innen empfahlen, dass kardiologische Rehabilitationsprogramme speziell auf gewichtsregulierende Maßnahmen eingehen sollten, einschließlich des Einsatzes von Telemedizin und angemessenen Medikamenten zur Gewichtsabnahme.7

Klicken Sie hier, um mehr über Adipositasverbände und deren Leitlinien zu erfahren.

Empfohlene Interventionen zur Senkung des kardiovaskulären Risikos

Zu den evidenzbasierten Interventions- und Therapieempfehlungen, um die Risiken für atherosklerotische kardiovaskuläre Erkrankung (ASCVD) zu senken, gehören Medikamente zur Kontrolle von Bluthochdruck, Dyslipidämie, Diabetes und Blutgerinnung sowie Lebensstilanpassungen. 2,8

Ein Blick in die Zukunft für Patient*innen mit kardiovaskulären Erkrankungen (CVD)

Trotz evidenzbasierter Therapien zur Minderung kardiovaskulärer Erkrankungen unterliegen Menschen, insbesondere diejenigen, die bereits ein kardiovaskuläres Ereignis durchlebt haben, einem Restrisiko für weitere kardiovaskuläre Ereignisse in der Zukunft.8

In letzter Zeit wurden neue Medikamente entwickelt, die auf neue pathophysiologische Behandlungsmöglichkeiten bei kardiovaskulären Erkrankungen ausgerichtet sind.8 Klinische Studien haben gezeigt, dass diese Medikamente die Anzahl der kardiovaskulären Ereignisse und in manchen Fällen die kardiovaskuläre sowie die Gesamtmortalität verringern können.8 Wenn Patient*innen an einen Kardiologen überwiesen werden, kann dieser eine fachärztliche Einschätzung abgeben, welches Medikament am besten geeignet ist.8

Weitere Informationen, wie Risiken im Rahmen einer kardiovaskulären Einschätzung vermittelt werden sollten, erhalten Sie hier.

Referenzen

  1. Powell-Wiley T, Poirier P, Burke L, et al. Obesity and cardiovascular disease: A scientific statement from the American Heart Association. Circulation. 2021;143:e984–e1010.
  2. Piepoli MF, Hoes A, Agewall S, et al. 2016 European guidelines on cardiovascular disease prevention in clinical practice. Eur Heart J. 2016;37:2315–81.
  3. World Health Organization. 2021. Cardiovascular diseases. Fact sheet. Verfügbar unter: https://www.who.int/en/news-room/fact-sheets/detail/cardiovascular-diseases-(cvds). Letzter Zugriff: August 2022.
  4. National Heart Lung and Blood Institute. New Report. Verfügbar unter: https://www.nhlbi.nih.gov/news/2021/cardiovascular-disease-rise-we-know-how-curb-it-weve-done-it. Letzter Zugriff: August 2022.
  5. Lloyd-Jones D, Allen N, Anderson C, et al. Life’s essential 8: Updating and enhancing the American Heart Association’s construct of cardiovascular health: A presidential advisory from the American Heart Association. Circulation. 2022;146:e18–e43. Verfügbar unter: https://www.ahajournals.org/doi/10.1161/CIR.0000000000001078. Letzter Zugriff: September 2022.
  6. European Society of Cardiology. Presseerklärung. 28. Juli 2021. Verfügbar unter: https://www.escardio.org/The-ESC/Press-Office/Press-releases/Heart-patients-need-more-help-to-lose-weight. Letzter Zugriff: August 2022.
  7. De Bacquer D, Jennings C, Mirrakhimov E, et al. Potential for optimizing management of obesity in the secondary prevention of coronary heart disease. Eur Heart J. 2021. Doi: 10.1093/ehjqcco/qcab043.
  8. Patel K, Pandey A and de Lemos A. Conceptual framework for addressing residual atherosclerotic cardiovascular disease risk in the era of precision medicine. Circulation. 2018;137:2551–2553.

DE23OB00070, Genehmigungsdatum: März 2023

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